Grundsätzlich gilt: Eine Rechtsberatung kann in Deutschland nur von Volljuristen, vornehmlich natürlich von Rechtsanwälten, vorgenommen werden. Eine Rechtsberatung von Nichtjuristen – selbst wenn diese kostenlos ist und ohne Gewährleistung erteilt wird – ist laut Art. 1 § 8 Rechtsberatungsgesetz (RBerG) strafbewehrt und kann mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro belegt werden. Einzige Ausnahme bilden diesbezüglich Streitfälle zwischen familiären, nachbarschaftlichen oder in ähnlich engen Beziehungen zueinander stehenden Personen. (§ 1 Abs. 2 RBerG).
Der Beratungshilfeschein – kostenlose Rechtsberatung für Bedürftige
Aber auch Anwälte geben kostenlose Rechtsberatungen. Hierfür wird ein Beratungshilfeschein benötigt.
Den Beratungshilfeschein erhalten Sie bei den Rechtsantragsstellen des Amtsgerichts Ihres Erstwohnsitzes.
Um einen Beratungshilfeschein zu erhalten müssen Sie belegen können, dass Sie die für eine Rechtsberatung erforderlichen finanziellen Mittel aufgrund Ihrer persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse nicht aufbringen können.
Maßgeblich dafür ist zunächst einmal
- Ihr Bruttoeinkommen abzüglich der Steuern,
- Vorsorgeaufwendungen,
- Werbekosten und
- etwaiger Freibeträge etwa für Kinder und Ehepartner.
Darüber hinaus können Sie noch die Miete samt aller Nebenkosten in Abzug bringen.
Wenn Ihnen laut dieser Berechnung weniger als 15 Euro monatlich bleiben, bekommen Sie auch den besagten Beratungshilfeschein, den Sie dann bei jedem Anwalt gegen ein Beratungsgespräch einlösen können.
Verweigert werden kann Ihnen der Beratungshilfeschein nur im Ausnahmefall, etwa
- wenn das Anliegen offensichtlich „mutwillig“ erscheint,
- Sie über eine Rechtsschutzversicherung verfügen, in dem eine anwaltschaftliche Beratung inkludiert ist sowie
- bei Geringfügigkeit des Streitfalles.
- Auch sind bestimmte Rechtsgebiete wie etwa das Steuerrecht vom Beratungshilfeschein ausgeschlossen.
Last but not least gilt der Beratungshilfeschein ebenfalls nicht für bereits laufende Verfahren. In diesem Fall muss stattdessen Prozesskostenbeihilfe beantragt werden.
Ausführlichere Informationen zu diesem Thema finden Sie im Fachartikel Der Beratungshilfeschein.
Fast wie beim Arzt – 10 Euro kann die Gratis-Versorgung kosten
Trotz Beratungsschein verlangen Anwälte in der Regel eine Art „Grundgebühr“ von rund 10 Euro, welche Sie aus eigener Tasche berappen müssen.
Danach sollten Sie sich bereits während der Terminvereinbarung mit dem jeweiligen Anwalt erkundigen.
In einigen Bundesländern gibt es sogar eine kostenlose Rechtsberatung bei den dortigen Amtsgerichten. In anderen Bundesländern dagegen können Bedürftige einen Beratungsschein beantragen, müssen dort aber zumeist eine geringe Eigenbeteiligung bezahlen, die ebenfalls zumeist um die 10 Euro beträgt.
Dies ist zwar nicht ganz gratis, kommt aber doch in jedem Fall wesentlich günstiger als ein Anwalt mit seinen vom Streitwert abhängigen Gebührensätzen.
Wie hoch diese sind, können Sie übrigens einem Prozesskostenrechner entnehmen. Dieses Gratis-Tool finden Sie im Internet auf zahlreichen Anwaltsseiten, etwa hier auf dem Portal des deutschen Anwaltsvereins: www.anwaltverein.de.
Weitere Möglichkeiten kostenloser Rechtsberatung
Viele Rechtsschutzversicherungen enthalten ebenfalls eine kostenlose Rechtsberatung. Falls Sie eine solche Versicherung besitzen, sollten Sie dennoch auf jeden Fall bereits vor dem Besuch bei einem Anwalt nachfragen, ob die Versicherung die dadurch entstehenden Kosten übernimmt.
Vereinsmitgliedschaft
Zudem kann die Mitgliedschaft bei bestimmten Vereinen auch so ganz nebenbei eine kostenlose Rechtsberatung inkludieren.
So gewährt etwa der Mieterschutzverein seinen Mitgliedern eine kostenlose Rechtsauskunft und auch viele Verbraucherverbände bieten diesen Service an.
Dies ist jedoch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und kann darüber hinaus vom jeweiligen Sachgebiet abhängen.
Studentische Rechtsberatung
In vielen Städten gibt es sogar eine studentische Rechtsberatung, beispielsweise hier für Studenten der Universität Jena: www.paralegal.uni-jena.de
Onlineberatung
Wer ungern Außer-Haus-Termine wahrnimmt respektive dieses nicht kann und gleichzeitig dazu bereit ist, ein wenig Geld zu investieren, kann auch auf einer Internet-Plattform, wie etwa dem ZDF-Wiso-Testsieger www.yourxpert.de rechtlichen Rat einholen.
Dort erteilen spezialisierte Anwälte auf sämtliche nur denkbaren Sachgebieten von A wie Adoptionsrecht bis Z wie Zivilrecht fundierte Rechtsauskünfte gegen eine Telefongebühr von derzeit 1,99 Euro/Minute.